Dort war ich nun. Mit einem Menschen. Einem jungen Kerl. Ich kannte seinen Namen nicht, aber das was mir Damon beibrachte war einfach nur, dass ich mir jemanden holen und manipulieren sollte und das an Orten, wo niemand so schnell hinkommen würde. Was wäre dann perfekter als der Wald?
Ich ging mit dem jungen, gutaussehenden Mann weiter in den Bald, bis wir richtig tief im Wald ankamen. Hier würde mich niemand sehen. Hier würde niemand sehen, wie ich sein Blut trinke.
Ich habe mir das alles nicht ausgesucht. Ich wünschte mir immer noch nichts mehr, als wieder ein Mensch zu sein. Ein Mensch, so wie ich es war. So, wie ich mich wohl fühlte, doch nun war ich ein Vampir. Als wäre das nicht schon schlimm genug, muss ich auch noch das Blut von Menschen trinken. Nein, nicht aus Blutbeuteln, sondern direkt von Menschen. Ich muss sie beißen und jeden Tag damit rechnen, dass ich sie verletzen könnte. Dass ich sie töten könnte.
Ich blieb kurze Zeit stehen und musterte den Mann. Bevor wir den Wald betraten, sagte ich ihm, dass er nicht sprechen soll und mir einfach nur folgen muss. Genau das tat er. Diese Manipulationskräfte waren wirklich von Nutzen. Sehr sogar.
Ich sah ihm schließlich in die Augen und sprach: "Du schreist nicht, keine Sorge, es tut nicht weh.".
Wie seht ich es hasste diesen Satz zu sagen. Denn immer danach würde das folgen, was ich hasste. Ich würde ihn beißen. Doch Blut brauch ich nun einmal und mich dazu zu entscheiden aufzugeben und auszutrocknen, oder mich der Sonne auszusetzen, das wollte ich dann doch nicht. Da war der Überlebenswille nun stärker.
Ich blickte mich noch einmal um, um sicher zu sein, dass mich wirklich niemand sehen würde. Nachdem ich mich vergewissert hatte, biss ich ihm genüßlich in den Hals und trank sein Blut. Blut, das was mich nun am Leben erhält.
Doch diesmal konnte ich nicht aufhören. Ich trank und trank. Soviel, dass es beinahe zu viel gewesen wäre. Ich stoßte ihn erschrocken vor meiner selbst, von mir und berührte mit meinen Fingern meine Lippen. Wie konnte ich es nur so weit kommen lassen?
Wieso hat es bisher immer funktioniert? Wieso hätte ich diesen Mann beinahe getötet?
Ich stand völlig neben mir und war entsetzt darüber, was ich gerade getan hatte.

Ich wusste nicht, was ich hätte tun sollen. Hätte ich ihm mein Blut geben sollen, damit alles besser verheilt? Aber was, wenn er nun doch gestorben wäre? Dann wäre er zu einem Vampir geworden. Kaum bin ich alleine unterwegs, geht auch schon alles schief. Ich konnte mich bisher immer auf Damon und Stefan verlassen, doch ich musste auch ohne sie klar kommen. Aber das scheint wohl nicht zu funktionieren. Egal, wie sehr ich auch versuchte, rechtzeitig aufzuhören, konnte ich es trotzdem nicht.
Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf und ich starrte immer noch auf den jungen Mann, der vor mir lag. Bereits bewusstlos. Ich wusste nur noch, dass er lebt, da ich seinen Herzschlag hören konnte. Und da ich es hören konnte, wie jede seiner einzelnen Adern pulsierte. Dieses Geräusch brachte mich völlig um den Verstand. Ich versuchte es auszublenden und wollte gerade mein Handy herausholen, als ich hinter mir jemanden lachen hörte.
Eine blonde junge Frau kam auf mich zu. Ich vernahm ihre Worte und sah erneut geschockt zu dem Jungen: "I-ich... Ich wollte ihn nicht töten. Ich bin noch nicht lange ein...". Ein Vampir. Ich konnte es nicht aussprechen. Es war immer noch zu schmerzhaft darüber zu reden. Immer noch zu schlimm es wahrzuhaben, dass ich ein Vampir bin.
Anschließend begab sich die junge Blondine zu dem jungen Mann. Mit ihren Worten hatte sie recht. Er ist wirklich fast tot. Ich sah sie verzweifelt an: "I-ich... kann ich ihm noch helfen?". Ich hoffte, dass sie ihm helfen könnte oder mir zumindest sagen könnte, was ich für ihn tun kann. Doch ich irrte mich. Sie war ein Vampir, das war mir klar. Sie schien eigentlich auch, im ersten Moment zumindest, freundlich zu sein. Etwas überheblich, aber freundlich. Aber vielleicht wollte ich das auch nur. Vielleicht hoffte ich einfach nur darauf. Ich täuschte mich gewaltig. Sie brach dem Jungen das Genick, was mich völlig schockte: "W-wieso... wieso hast du das getan?!". Tränen stiegen mir in die Augen, da ich daran Schuld war. Ich gab mir die Schuld, denn ich war diejenige, die ihn beinahe getötet hat. Ich war diejenige, die zu ungeschickt war.

Sie war böse. Über aus böse. Sie erinnerte mich an Damon. An den Damon, wie ich ihn kennenlernte. Er änderte sich ja, Gott sei Dank. Aber so wie er früher war, so schien sie zu sein. Ich fragte mich, ob ich auch eines Tages so werden würde. Wie sie oder sogar wie Katherine. Und das wollte ich bisher immer vermeiden: So zu werden wie Katherine.
Ich vernahm ihre Frage und schüttelte den Kopf: "Nein. Es müsste nun schon fast ein Jahr sein.". Schon ein Jahr ein Vampire und immer noch so ungeschickt und dumm. Das konnte auch nur mir passieren. Ich wusste nicht wieso ich heute wieder einmal so emotional war, aber ich konnte es einfach nicht ändern. Ich kam von anfang an schwer damit zurecht ein Vampir zu sein und ich denke, dass sich das auch nicht ändern würde. Ich habe es versucht. Hunderte Male. Doch ich komme immer noch nicht damit zu recht. Caroline denkt, dass alles ok ist. Ja, sogar Damon und Stefan, denken das, aber in Wirklichkeit hasse ich mein jetziges Dasein.
Und dass mich jemand dabei sieht und meint ich wäre ungeschickt, machte mich einfach wahnsinnig.
Ich sah sie an und schüttelte den Kopf, als ich ihre weiteren Worte hörte: "Vampire müssen nicht töten. Wir können uns genauso gut von Tieren ernähren. J-jeder normale Vampir zumindest. Ich nicht. Ich MUSS Menschenblut trinken. Aber nur weil ich ein Vampir bin, heißt es nicht, dass ich Menschen TÖTEN muss.". Ich wusste nicht, wieso ich mich verteidigte. Wieso ich ihr sagte, dass ich Menschenblut trinken muss. Es würde so oder so nichts bringen.
Sie war die Art von Vampiren die ich hasste. Ich sah sie ernst an: "Es ist dir also völlig egal, dass du Menschen, die du gerne hast, verletzen könntest? Nein, nicht nur verletzen, sondern töten? Ist es dir wirklich egal?!".

Ja, sie hatte Recht. Ich war wirklich dumm und naiv und wirkte wie ein neuer Vampir. Aber nur, weil ich einfach immer noch nicht damit umgehen konnte. Ich weiß, was es heißt ein Vampir zu sein, ich weiß, dass man immer die Menschen, die man liebt in Gefahr bringt und ich weiß, dass ich das alles nicht wollte. "Ich wollte kein Vampir werden, ok? Ich wurde zu einem und es passt mir nicht. Ich bin seit einem Jahr ein Vampir und alle denken, dass ich damit zurecht komme, aber nein! VERDAMMT NOCHMAL, NEIN! ICH HASSE ES. ES IST GRAUENVOLL!". Ich sprach es das erste Mal ehrlich aus. Anfangs, klar, da habe ich es jedem gesagt, aber seit mindestens einem halben Jahr habe ich allen immer gesagt, dass es mir gut geht. Und dass ich es inzwischen gut finde ein Vampir zu sein. Aber nein, in Wirklichkeit hasste ich es. Alle meine Gefühle brachten mich um den Verstand und ich hatte jeden Tag Angst Jeremy etwas anzutun. Oder den anderen. Nicht einmal Stefan und Damon konnte ich erzählen, was ich wirklich fühlte.
Nicht einmal Caroline. Wir waren seitdem das alles passierte zwar bessere Freundinnen denn je. Aber trotzdem konnte ich ihr nie ehrlich sagen, wie schlecht es mir in Wirklichkeit geht.
Als sie mich fragte, ob ich das wirklich glaube, nickte ich nur. Ich weiß, dass ich damit hätte umgehen müssen und dass Vampire eigentlich töten müssen. Aber hängt nicht auch viel davon ab, wie man als Mensch war? Wenn ich ein anderer Mensch gewesen wäre, dem alles egal war, hätte ich bestimmt kein Problem damit jemanden zu töten oder mitanzusehen, wie vor meinen Augen ein Mensch einfach umgebracht wird.
Also sie von dem Menschenblut dann sprach, nickte ich: "Ja, ich würde Tierblut trinken. Denn WIR können entscheiden wie wir sind. Nur weil wir Vampire sind, müssen wir nicht zu Mördern werden! Wir haben es in der Hand.".
Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Ihr war es wirklich egal, ob Menschen sterben oder nicht. Oder überspielte sie alles nur?

Ich war so wütend. Ich musste mich zusammenreißen um nicht völlig auszurasten. Doch weshalb war ich wütend? Wenn ich ehrlich mir gegenüber bin doch eigentlich nur, weil sie recht hatte. Ja, sie hatte Recht, es fühlte sich toll an, diese Macht zu spüren. Und das Blut schmeckte besser, als alles, was ich je zuvor zu mir nahm. Sie hatte Recht und genau das machte mir zu schaffen. Ich liebte es einerseits Blut zu trinken, Menschen zu beißen, andererseits machte es mich völlig fertig. Ich konnte nicht damit umgehen ein Vampir zu sein, weil ich es genieße Menschenblut zu trinken.
Ich sah sie an und wusste zuerst nicht, was ich hätte sagen können. Ich schüttelte schließlich den Kopf und gab es zu: "D-du hast Recht. Es gefällt mir.". Ich starrte in den Himmel: "Es gefällt mir mehr als alles andere. Aber genau deswegen hasse ich es. Das bin ich nicht. So... so war ich nie.", ich sah sie wieder an und zuckte mit den Schultern: "Ich wollte immer nur, dass es allen gut geht. Dass sich alle wohl fühlen und jetzt? Jetzt liebe ich es Menschenblut zu trinken, sie zu beißen, sie zu manipulieren und Macht über sie zu haben. Das bin ich nicht. Und... so wollte ich auch nie werden.".
Ich wusste nicht wieso ich so ehrlich war. Aber es tat gut, dass alles einmal loszuwerden. Eigentlich hätte ich mit Caroline darüber reden sollen, sie war, neben Bonnie, doch meine beste Freundin und was tue ich? Ich erzähle es einem wildfremden Vampir.
Als sie mir sagte, dass wir Vampire nicht mehr als Monster sind, schüttelte ich erneut den Kopf: "Wir müssen aber keine Monster sein. Stefan Salvatore... er... er hat sich Jahre lang von Tierblut ernährt. Er war immer da für mich und meine Freunde. Er hat sich nie wie ein Monster verhalten. Nie.".
Mir fiel natürlich auf, dass sie einen Ast aufhob. Ich sah sie etwas verwundert an: "Was hast du vor?". Ich ging einige Schritte zurück, da ich ihr nicht traute. Sie war ein Vampir und würde mich doch nicht töten, oder?

Ich vernahm ihre Worte über Stefan und schüttelte den Kopf: "Er wollte es aufgeben und er hat es aufgegeben. Er war derjenige, der aufgehört hat ein Ripper zu sein. Er ist ein guter Men-, ein guter Vampir. Er wollte mir nach meiner Verwandlung helfen Tierblut zu trinken. Er wusste, wie ich mich fühle und er ist sicher kein Monster.".
Ja, ich wusste, dass Stefan ein Ripper war und ich wusste, dass Stefan durch mich Menschenblut trank. Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen. Damon und ich wollten ihn von den Gruftvampiren befreien, die ihn folterten. Er war zu schwach und ich gab ihm schließlich mein Blut. Danach hatte er eine schlimme Zeit und trank wieder Menschenblut, aber er hat es in den Griff bekommen und das obwohl er einst ein Ripper war.
Ehe ich hätte fliehen können, spürte ich schon, wie mein ganzer Körper gegen einen Baum knallte. Sie war überaus stark und drückte mich gegen den Baum. Ich hätte es ahnen müssen. Ich hätte wissen müssen. Doch was eigentlich genau? Was ist sie? Sie scheint ein Vampir zu sein, der aber Vampire jagt, oder? Und mit mir hatte sie ja keine Schwierigkeiten. Mich konnte man einfach töten. Oder auch nicht. Ich würde mich wehren und auch ich würde einen Weg finden mich zu verteidigen und sie zu töten. So wie ich Connor tötete. Doch ehe ich etwas unternehmen wollte, sprach sie von einem Deal. Ich sah sie an und sagte schließlich: "Woher soll ich bitte wissen, wen du meinst?". Ich war mir nicht sicher, wen sie meinen könnte. Doch vielleicht sprach sie ja von Klaus. Von demjenigen, der sich alles nahm und der nichts mehr wollte, als Hybriden zu erschaffen. Ein Versuch war es wert: "Du meinst doch nicht... Klaus, oder?".
Ich sah sie fragend an und blieb ruhig. Zuerst wollte ich mir ihren Deal genau anhören, bevor ich etwas unternehmen würde.

Sie sprach tatsächlich von Klaus. Klaus, der mein Blut dafür nutzte, Hybriden zu erschaffen, Klaus, der Tyler in einen solchen verwandelte. Wenn ich alles aufgezählt hätte, was Klaus uns angetan hat, würde ich noch bis morgen darüber nachdenken und aufzählen.
Nicht nur er, nein, seine gesamte Familie hat uns viel Leid und Kummer gebracht. Also, sollte ich ihr helfen? Sollte ich den Deal eingehen? Ich wusste es nicht. Ich wusste nicht, wen ich alles dadurch gefährden würde und ob sie ihr Versprechen wirklich halten würde. Meint sie es ernst, wenn sie davon spricht, dass sie ihn nur 'schlafen legt'? Und was ist mit Rebekah, Kol und den anderen Urvampiren? Glaubt sie wirklich, dass sie das zulassen würden? Ich denke nicht. Ich sah die Blondine ernst an und sagte: "Woher soll ich wissen, dass du mir die Wahrheit sagst? Und ihn wirklich nur... schlafen legst? Und... glaubst du wirklich, dass seine Geschwister das zulassen?".
Sie war auch ein Vampir und sie möchte bestimmt nicht sterben, also wird sie Klaus schon nicht töten.
Ich schwieg einen Moment und zuckte schließlich mit den Schulter: "Einverstanden. Unser Deal steht.".